Kirchen der evangelischen Kirchgemeinde Daberkow

 

Kirche Golchen

 

Geschichtliches und Außenbau

 

Der Ort Golchen zählt mit zu den ältesten Dörfern in unserer Gegend, es wurde in einer Urkunde von 1173 erwähnt. Dort wird bei der Aufzählung des Klosterbesitzes in Dargun eine Saline zu Golchen genannt. 

Die Kirche ist ein spätgotischer Bau. Der Backsteinsaal mit jüngerem, eingezogenem querrechteckigem Chor stammt aus dem 15./16.Jahrhundert. In der 2.Hälfte des 19.Jahrhunderts wurde er stark überformt. Durch Umbauten sind viele Veränderungen getroffen worden, so dass auch die Spitzbogenfenster in ihrer ursprünglichen Art nicht mehr erhalten sind. Die Brautpforte wurde ebenfalls zum Ende des 19.Jahrhunderts eingerichtet. Von dieser aus wurde nach hier vollzogener weltlicher Trauung der Weg vor den Altar zurkirchlichen Trauung genommen, heute ist sie vermauert. An Chor und Schiff der Kirche sieht man insgesamt 12 zweifach gestufte Strebepfeiler. Die Fenster verlaufen zweibahnig mit großem Scheitelokulus. Über der Brautpforte befindet sich das eine, südlich gegenüber dass andere Medallionfenster. Den Chor und das Schiff umläuft ein Konsolfries. Unterhalb der Fenster zieht sich um den Chor zusätzlich ein Schmuckfries und am Polygonschluss befinden sich eingetiefte Putzbänder. Der westliche Halbgiebel der damals nur erneuerten Sakristei ist über eingetieftem Putzband mit steigenden Spitzbogenblenden und Friesen versehen. Das westliche, spitzbogige Stufenportal ist in einer übergiebelten Wandvorlage. Der obere Teil der Kirche, die Zwischenmauer die optisch Chor und Schiff trennt, ist mit hohen Segmentbogenblenden und verputztem Dreipassfries versehen. Durch einen großen Brand im Jahre 1764 wurde die Kirche sehr stark beschädigt und 1767 begann zügig der Wiederaufbau. Hier sind auch die Gründe der zahlreichen baulichen Veränderungen gegenüber dem spätgotischen Kern zu finden. Der neubarocke Kirchturm mit seitlichem Anbau, hölzernem Aufsatz und offener Laterne mit schiefergedecktem Helm fällt dem Betrachter sofort ins Auge. Eine Wetterfahne zeigt die Jahreszahl von 1725. Der Turm stammt aus dem Jahr 1785 und ist eine Fachwerkkonstruktion, südlich dient er als Treppenhaus. 1888 beschloss man die Reparatur und den Ausbau der Kirche, unter anderem wurde 1896 der Turm gerichtet, am 17.12.1928 erhielt dieser eine neue Uhr. Am 18.01.1957 brach die Wetterstange auf dem Kirchturm durch einen heftigen Sturm aus östlicher Richtung und blieb am Blitzableiter auf dem Helm oberhalb der Laterne längs des Kaiserstils hängen. Sie wurde im Spätsommer 1957 im verkürzten Zustand wieder angebracht. Dabei wurden einige alte Urkunden geborgen. 1959 fanden kostspielige Zimmermannsarbeiten am Fachwerk des Turmes statt. Gleichzeitig wurden am Gesims und an einem durch Frost auseinander getriebenen Stützpfeiler Sanierungsarbeiten durchgeführt, ebenso erhielt die Kirche eine neue Dachrinne und eine neue Blitzschutzanlage. Im Herbst 1960 wurde die Kirche an das elektrische Leitungsnetz angeschlossen.  

1965 beseitigte man Dachschäden und mehrere Außenpfeiler wurden erneuert.   

In den Jahren 1986/87 begannen umfangreiche und notwendige Renovierungsarbeiten der Kirche, innen sowie außen. Am 26.08.1990 wurden diese abgeschlossen. Vor allem waren Arbeiten an Dach und Turm notwendig. Das Dach wurde völlig neu mit Ziegeln, S - Pfannen eingedeckt. Den Turm verschönerte man mit Eternitschiefer und einige Holzarbeiten waren nötig. Die Kugel samt Wetterfahne wurde erneuert, und auch das ursprüngliche Kreuz kam wieder an seinen alten Platz zurück. Materielle Unterstützung kam von der kirchlichen Patengemeinde aus Kiel, die Kosten der Arbeiten wurden aus Rücklagen und von Spenden bezahlt. Die Aufräumarbeiten auf dem Kirchplatz übernahmen die Einwohner und Gemeindemitglieder. Ein großer Dank gilt allen Helfern.       2005 erfolgte die Trockenlegung der Kirche und 2009 wurde die Nordseite des Kirchenschiffes von außen saniert. Das Mauerwerk war im unteren Bereich durch Regenwasserausspülungen schadhaft geworden. Ebenso erfolgten Reparaturen der Natursteine im Sockelbereich und man setzte ein Abtropfband aus Ziegeln. Im Südbereich des Schiffes waren die Arbeiten zu diesem Zeitpunkt schon abgeschlossen.                       

Gegenwärtig, ab September 2012 erfolgen weitere, dringend notwendige Sanierungsarbeiten im äußeren Turmbereich der Kirche. 


Innenausstattung   

 

Der Chor, das Schiff und die Sakristei der Kirche sind flachgedeckt, die Turmhalle wurde mit Kreuzgratgewölbe versehen. Die neugotische Holzausstattung umfasst Kanzel, Gestühl und die Taufe mit Vierpässen. Die Kanzel steht auf achteckigem Fuß und ist mit Spitzbögen versehen. Der Kanzelkorb ist durch Maßwerk verziert. Die Taufe scheint älter als die Westempore zu sein. Die Fenster wurden 1895 von Ferdinand Müller aus Quedlinburg mit Glasmalerei ausgestattet, diese umfasste wohl ursprünglich alle Rundbogenfenster. Heute sind im Schiff noch zwei Medallions mit Einfassung zu sehen. Das südliche Rundbogenfenster zeigt ein goldenes, über einem aufgeschlagenen Buch liegendes Kreuz, das nördliche das weiße Christusmonogramm. Fünf weitere Fenster wurden geborgen und warten auf ihre Restaurierung. Im Sommer 1965 begannen Renovierungsarbeiten des Innenraumes, der Altaraufbau aus dem Jahr 1788 wurde entfernt, das Altargestühl heraufgenommen, die Seitenemporen und der Schalldeckel der Kanzlei abgenommen. Bei dem Altarbild der alten Ausstattung handelte es sich um ein Ölgemälde, etwa um 1900, das die Auferstehung Jesu Christi darstellt. Es wurde ein neuer, schlichter Altar auf zweifach aufgetrepptem viereckigen Podest errichtet. Hinter ihm stellte man ein schlichtes Holzkreuz auf, die Wände wurden neu verputzt und geweißt. Das Gestühl und die Orgel mit Empore, ebenso die Holzdecke bekamen einen neuen Farbanstrich und alle Fenster wurden bleiverglast. Das Altarfenster wurde mit farbigem Antikglas versehen und die restlichen Fenster mit klarem Glas. Zwei Kelche, ein silberner und ein vergoldeter stammen aus dem 14. und 15.Jahrhundert, ebenso ein silberner Oblatenkasten aus dem Jahr 1869.


Orgel

 

Die im Kern barocke Orgel wurde von August Wilhelm Grüneberg, der Vater des berühmten Orgelbauers K.Barnin T. Grünebergs, in der Zeit von 1820 - 1850 erbaut. In dieser Zeit wurde sie für die Golchener Kirche angeschafft.  Die im 2.Weltkrieg verlorenen Metallpfeifen hat sein Enkel durch eigene ersetzt, es spannt sich also bei diesem Instrument ein Bogen des Wirkens von 4 Generationen einer Orgelbauerfamilie. Der original erhaltene Zimbelstern ist eine Rarität in unserer Region, die technische Anlage ist bauzeitlich erhalten. Im Jahr 2010 wurde die Orgel für ca. 8400 € durch die Firma Historische Tasteninstrumente J.G.Schmidt aus Rostock notinstandgesetzt. Eine vollständige Restaurierung der Orgel würde ca. 45.000 € kosten.


Glocken

 

Im September 1917 wurden beide Kirchturmglocken nach Demmin für Kriegszwecke abgeliefert. Nun befindet sich im Kirchturm eine Glocke von 1620 um ihren Dienst zu tun. Diese neue Glocke bekam die Golchener Kirche am 14.12.1927, ihre Weihe fand am 15.01.1928 statt.


Kirchhof und Pfarrhaus

 

Die Kirchhofsmauer errichtete man aus Feldsteinen mit Backsteinabschluss und einem korbbogigen Portal aus dem 18.Jahrhundert. Der Kirchhof birgt ein auffälliges Kriegsdenkmal, die Steinsetzung dessen erfolgte aus einem großen und vielen kleinen Feldsteinen. Es erinnert an die gefallenen Einwohner des 1.Weltkrieges (1914-1918) und wurde am 02.09.1928 eingeweiht. Im Jahr 1969 richtete und verfugte man die zerfallene Friedhofsmauer. 1757 fanden Modernisierungsarbeiten am Pfarrhof statt und es wurde ein Gemeindesaal eingerichtet. Im gleichen Jahr wurde die Leichenhalle neu eingedeckt und ein Leichenwagen wiederbeschafft. Ein Feuer vernichtete am 23.05.1909 die Pfarrscheune. 1972 wurde die alte Küsterei an die Gemeinde verkauft und 1973 der Gemeinderaum im Pfarrhaus erweitert. Im Jahr 1990 erhielt das Pfarrhaus ein neues Dach, und 1994 erfolgte die Sanierung des Pfarrhauses.

Am 30.04.1945 stand Golchen unter Beschuss der sowjetischen Armee, 13 Menschen starben. Sie wurden in einem Massengrab bestattet. 2008 wurde die Geschichte des Tages aufgearbeitet und durch finanzielle Mittel des Innenministeriums des Landes Meckl./Vorp. entstand auf dem  Golchenener Friedhof eine außergewöhnliche Kriegsgräberstätte, welche am 30.04.2010 eingeweiht wurde.


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