Kirchen der evangelischen Kirchgemeinde Hohenmocker 

 

Kirche Hohenmocker

  

Geschichtliches

   

Die älteste urkundliche Nachricht des Ortes Hohenmocker als Mocre stammt aus dem Jahre 1287. Vermutlich ist das Dorf aber viel älter und schon länger existent als die Kirche.        Die Besiedlung des zu Beginn des 13.Jahrhunderts noch slawischen Raumes mit deutschen Siedlern wurde möglicherweise durch das in der Nähe befindliche Kloster in Klatzow, welches Ende des 12.Jahrhunderts in Altentreptow gegründet wurde, organisiert (1191 bestätigt durch den Bischof Sigwin von Cammin). Es handelte sich hier um Benediktinerinnen die wohl aus dem ostfälischen Gebiet (heutiges Sachsen-Anhalt) gekommen sind. Sie haben vielleicht Siedler aus ihrem Heimatgebiet angeworben und auf den Klostergütern angesiedelt. Diese wiederum haben dann ihre Kirchen- und Dorfformen mitgebracht. Sehr viele Kirchen in Sachsen-Anhalt, vor allem zwischen Magdeburg und Stendal, sowie in Westfläming haben solche Westquertürme. Übrigens gibt es im Westfläming eine kleine Stadt mit Namen Möckern.               Ob die Siedler nun aus dieser Gegend in das nördlichere = höhere Möckern ausgewandert sind, ist natürlich spekulativ. 

Die Nonnen von Klatzow sind nicht lange dort geblieben, 1245 sind sie nach Verchen umgesiedelt.

Die Kirche wurde um 1235 erbaut und ist somit eine der ältesten Siedlerkirchen in ganz Pommern, auf alle Fälle im alten Landkreis Demmin. Die Bauweise mit dem einst mächtigen Querturm verweist auf Siedler aus dem altmärkisch - magdeburgischen Raum hin. Typisch für diese war ihr Baustil, die Kirchtürme waren stets breiter als das Kirchenschiff und die Steine ordentlich gehauen und in Reihe gemauert.            Für Kirchenbau in der ersten Hälfte des 13.Jahrhunderts spricht das urtümlich wirkende Mauerwerk, eine genaue Beurkundung fehlt jedoch. Im pommerschen Urkundenbuch I auf S.299 wird die Kirche im Mai 1239 erstmalig erwähnt. Der Westpommersche Herzog Wartislaw III. und die Witwe seines ehemaligen Kämmerers Dobislaw (+1239) verliehen dem ältesten Nonnenkloster, den Benediktinerinnen in Cladessowe (Klatzow) die Hohenmockersche Kirche mit ihrem Zubehör, der Insel Rogatsowe und dem Wasser Kurulus, sowie einen Teil des Zehnten im Dorfe. Diese Kirche wurde zum Ende des 12.Jahrhunderts von zwei edlen Liuticen, den Brüdern Heinrich und Boriz, Söhne des Ranuns auf dem Marienberge bei Treptow mit ihrem Zubehör gestiftet. Besagtes Kloster ging später zur Marieninsel bei Dargun und wurde um 1245/1265 nach Verchen verlegt. Sie ist somit die älteste bekannte Kirche des Klosters. Die damalige Kirche ist durch Veränderungen nicht mit unserer heutigen Kirche gleichzusetzen, aber die Grundsteine waren gelegt. Wie es die Urkunden von 1239 und 1578 belegen war die Pfarre einst bedeutend reicher dotiert, ein Großteil der Einkünfte wurde bei der Verkleinerung des Sprengels abgenommen, dieses erste und einst so stattliche Gebäude hat nicht die bauliche Unterhaltung genossen, es wurde Ende des 13.Jahrhunderts der zweite, heutige Bau nötig. Der erste hier urkundlich erwähnte Pfarrer war 1305 Hinricus dictus Pinnowe plebanus in Molare. Hohenmocker ist die Mutterkirche von Hohenbüssow, Gnevkow, Letzin, Utzedel und Roidin. Es gab in den Orten Hohenbrünzow, Buchholz, Strehlow und Peeselin Kapellen, in den Visitationsmatrikeln der Kirche von 1721 war nur noch die in Hohenbrünzow existent.               Der Friedhof befindet sich auf dem Kirchhof und wird von einer Feldsteinmauer umgeben, unterbrochen von einem schmiedeeisernen und einem bretternen Tor.                             Auf dem Friedhof befinden sich mehrere Grabstelen und, in überlieferter Angabe, eine größere Fläche mit begrabenen Opfern der Pest in der Neuzeit. Vom 10. - 16.06.2007 fand in den Kirchengemeinden Hohenmocker und Daberkow eine Kirchenvisitation statt. Am 01.07.2012 wurde nach dem Plattdeutschen Gottesdienst auf dem Friedhof eine Linde, sie ist ein Geschenk des Gründungsfestes der Nordkirche in Ratzeburg (am 27.05.2012), gepflanzt. Möge sie groß und stattlich werden.  

 

   

2013

 


Bauliche Informationen

 

Diese Kirche ist ein frühgotischer auf einer Anhöhe erbauter wuchtiger Feldsteinquaderbau, mit rechteckigem Grundriss und sorgfältigem Gefüge. Das rechteckige Kirchenschiff ist von 28 Meter Länge und knapp 14 Meter Breite. Der zum Teil aus Holz bestehende Querturm war als breiter Riegel dem Kirchenschiff im Westen vorgelagert. Er wurde durch einen Blitzschlag und den darauf zurück zuführenden Brand am 10.08.1796 zerstört.  Wenige Reste des Turmgemäuers, die Ansätze an das Kirchenschiff, und die Grundmauern mit 3,20 m Wandstärke zeugen noch heute von seiner Mächtigkeit. Die Fundamente von Schiff und der Turmrest sind in Gliederung und Form (geschlagene und gefaste Granite) sehr homogen, so dass man von einem einheitlichen Bau in einem Guss ausgehen kann. Dies ist in unserer Region ein seltener Fall, da die meisten Dorfkirchen des 13. Jahrhunderts turmlos errichtet wurden. Dies hat sicherlich mit der Christianisierung über die Zisterzienserklöster zu tun. Erst im 15.Jahrhundert kamen Türme hinzu. Die Kirchenform von Hohenmocker ist die einzige im alten Landkreis Demmin. Einen ähnlichen Westquerturm hatte auch das gegen Ende des 12. Jahrhunderts erbaute Kloster in Stolpe bei Anklam. Von diesem Kloster ist nur noch das Unterteil des Turmes vorhanden. Auch in diesem Fall kamen die Benediktinermönche aus dem ostfälischen Raum (Kloster Berge bei Magdeburg) und brachten ihren Kirchentyp mit.

Die Kunstformen an den Portalen und Fenstern lassen auf die zweite Hälfte des 13.Jahrhunderts schließen.

Für die Giebel, Tür- und Fensteröffnungen wurden Mauerziegel im alten Klosterformat (9x12x26 cm) verwendet.

Die breiten, spitzbogigen Fenster an der  Nord- Ost- und Südseite in der heutigen Form sind vermutlich im Zuge der vom Patron Ferdinand von Krause durchgeführten Sanierungsarbeiten 1835 entstanden, ursprünglich hatte die Kirche wesentlich mehr Fenster.

Alte Kirchenrechnungen der Jahre 1757 und 1766 sprechen jeweils vom Bau und Einbau von 12 neue Fenster. Jene waren vermutlich schmal und in Gruppen angeordnet, in der Nord- und Südwand möglicherweise zu je drei.

Im Frühjahr 1974 versammelten sich Kirchgemeindemitglieder um Verschönerungsarbeiten an der Kirche durchzuführen und Trümmer wegzuräumen.

Der Ostgiebel ist durch Putzblenden, senk- und waagerechte Putzfriese vielfach gegliedert. 1996/97 wurde dieser grundlegend saniert, denn er drohte abzusacken.

Gleichzeitig fanden umfangreiche Erneuerungen im Decken- und Traufenbereich statt. 

Reich ausgeschmückt sind die zwei Portale, die sich jeweils auf der Nord- und Südseite gegenüberliegen, das ältere Nordportal zeigt im Kämpferbereich eine alte Formgebung: Wulst, Kehle und Kapitell in Kelchknospenform.

Das Südportal besteht aus geschärften Rundstäben und abgesetzten Kehlen, in einem alten Nachschlagewerk der Bau- und Kunstdenkmäler Pommerns ist zu lesen: "Beide Portale gehören zu den schönsten, die unsere Dorfkirchen nachzuweisen haben".

Rechts vom Südportal, nahe dem östlichen Fenster befindet sich verdeckt von Koniferen die bis 1997 zugemauerte ehemalige Priesterpforte. Hinter ihr wurde ein ins Mauerwerk eingelassener kleiner kreuzgewölbter Raum entdeckt.  

Dieser alte Durchgang ins Kircheninnere blieb verschlossen. Das Dach hat eine steile, schlichte nicht verzierte Sattelform mit handgeformten Biberschwänzen und ist im Zuge der Sanierungsarbeiten ebenfalls 1996 neu mit roten Ziegeln gedeckt worden.                                                                        Ein Zeugnis alter Zeit ist das ausdrucksstarke Kruzifix an der Kirchennordwand aus dem ausklingenden 15.Jahrhundert.

Auf dem Dachboden haben sich einige Handwerker mit Namen und Datum im Mauerwerk verewigt.

 

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Innenausstattung  

 

Betritt man das Gotteshaus durch eines der Portale, befindet man sich in einem Schiff, das ursprünglich in zwei kuppelgewölbte Joche unterteilt war, von denen noch Ansätze erkennbar sind.

Die Kirche ist im Inneren ein einfach gestalteter Raum mit einer jetzt in schöner Maserung erscheinenden glatten Holzdecke und quer verlaufenden Balken, an ihr zwei handgeschnitzte Kronleuchter für 12 Kerzen hängen. 

Der barocke Kanzelaltar ist mit geschnitzten Akanthusranken und dem Wappen der Familie von Normann geschmückt. Die Altarschranken und das Pfarrgestühl wurden 1756 von einem Tischler namens Seeger gefertigt.  

Bis zu dieser Zeit stand hier der nun in der Tochterkirche Gnevkow aufgestellte, zum Kanzelaltar umgebaute barocke  Flügelaltar.

Die übrige Raumgestaltung stammt aus dem Jahre 1835.

Rechts neben der Orgel, an der Nordwand sieht man einen Rest von Wandmalerei, ehemals war diese vermutlich umfangreicher. Im Sommer 2013 werden die Innenwände der Kirche saniert.  


Taufstein und Grabgewölbe 

 

Zu den Anfängen der Christianisierung führt die Cuppa eines Taufsteins,  um 1300, aus gotländischem Kalkstein zurück, gehörte ehemals jedoch  nicht in diese Kirche.                         Er wurde 1987 auf  dem Vorwerker Friedhof wiederentdeckt. Momentan steht er etwas im Abseits, denn für Taufen wird nun ein etwas neuerer, in Altarnähe stehender Taufstein verwendet. Dieser ist beweglicher und etwas leichter ist.   

 

1998  wurden die starken Unebenheiten des Fußbodens um den Altar herum beseitigt. Die Ursache der Senkung waren Reste eines Grabkammergewölbes. Die Höhe des Gewölbeansatzes deutete darauf hin, dass der Altarbereich erhöht gewesen sein muss. Vor und links neben dem Altar nahm man in früherer Zeit Bestattungen vor, vornehmlich die Patronatsfamilie. Knochenfunde zeugen davon. Sie wurden auf dem Friedhof beigesetzt.

 

Sagen um die Kirche

 

Angeblich gibt es einen Geheimgang vom Schloss Tentzerow zur Kirche in Hohenmocker und ein vermutetes Grabgewölbe unter der Kirche. Diese These wird durch das damalige Absacken des Ostgiebels gestützt, aber ein Beweis steht wie bei allen Sagen aus.

Der Brand von 1796, der den Kirchturm, das Pfarrhaus mit sämtlichen Pfarrgebäuden, den angrenzenden Bauernhof und mehrere Dorfgebäude zerstörte, wurde der Sage nach durch den Pfarrer selbst verursacht als er Honig einkochte. Tatsächlich aber schlug der Blitz ein.

                                                          


Orgel, Glocken und Brand

 

Der Platz unter der Orgelempore wurde lange Zeit als Ausstellungsort alter Baumaterialien die aus den Kirchen unserer Parochie stammen genutzt. Nun kann man diese bald in der Heimatstube im alten Pfarrwitwenhaus ansehen.             Die räumliche Fläche selbst wird gelegentlich für kirchliche Feierlichkeiten wie z.B. das Posaunenjubiläum genutzt.           Im Jahr 1854 wurde die Orgel mit 8 Registern von Orgelbaumeister Anton Fischer aus Demmin erbaut und 1999 generalüberholt.  

Die Kirche besaß ursprünglich vier Glocken, gegossen um 1730 von Michael Begun in Friedland. Die kleinste hing in der Wand hinter dem Altar und wurde namentlich als Epistelglocke benannt.

Die übrigen drei befanden sich in einem Turm, der als breiter Riegel dem Kirchenschiff im Westen vorgelagert war.

Der zum Teil aus Holz bestehende Turm wurde durch Blitzschlag und Brand am 10.08.1796 zerstört, wenige Reste des Turmgemäuers und der Grundmauern mit 3,20 m Wandstärke zeugen noch heute von seiner Mächtigkeit. Auch silbernes Altargerät das im Turm lagerte und die Glocken fielen den Flammen zum Opfer.

Der Brand zerstörte außerdem noch das Pfarrhaus mit sämtlichen Pfarrgebäuden, einen angrenzenden Bauernhof und mehrere Dorfgebäude. Einzig das Einliegerhaus, das sogenannte Pfarrwitwenhaus an der Straße und die Kirche selbst wurden verschont. Der Pfarrhof war demzufolge ehemals ein Dreiseitenhof. Vor dem neuen Pfarrhaus wurde nach dem Neubau eine Linde gepflanzt, welche heute noch stetig wächst. 

Die Turmuhr hatte man kurze Zeit zuvor aus dem Turmgehäuse entfernt weil sie reparaturbedürftig war. Sie sollte in einem neuen Turm wieder einen Platz bekommen.

Die Glocken wurden 1800 von Gottlieb Becker in Stettin umgegossen und 1801 an den neu erbauten Glockenstuhl auf dem Kirchhof gehängt.  

Die beiden größten Glocken wurden 1917 für Kriegszwecke abgeliefert. Seit 1958 ergänzt nun eine Stahlglocke das Geläut der antiken kleinen Bronzeglocke.


 

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Anmerkung:

 

Das Mauerwerk der Kirche in Hohenmocker war ursprünglich zur Erbauungszeit ca. 80cm tiefer als heute. Der Grund dafür ist der sogenannte -Zivilisationsschutt-, der sich pro Jahrhundert um ungefähr 10cm erhöht.