Kirchen der evangelischen Kirchgemeinde Hohenmocker
 

Kirche Letzin

  

Geschichtliches

 

Früher gehörte das Dorf Letzin zum Eigentum des Klosters in Reinfeld / Holstein. In einer Urkunde von 1267 wurden dem Kloster 40 Hufen Landin Letzin bestätigt. Nach der Einführung der Reformation in Pommern 1535 gehörte die Letziner Kirche als Filialkirche zu Golchen, ab 1997 nun zur Kirchengemeinde Hohenmocker. Nach der Reformation wurden der Besitz und das Patronat über diese Kirche königlich. Ein Gotteshaus stand an dieser Stelle wohl schon zu Klosterzeiten im 13.Jahrhundert. Über diese Kirche hatten auch Pfarrer von Hohenmocker bestimmte Rechte und Pflichten. In der Visitationsmatrikel der KircheHohenmocker von 1570 steht, dass der dortige Pfarrer das Recht hat, den Gottesdienst zu halten, die Pflicht in der Not Kranke zu besuchen und Kinder zu taufen. 1962 war bei einem Sturm die Wetterstange abgestürzt. Die im Kirchturmknauf aufbewahrten Flaschen mit alten Dokumenten und Münzen zerbrachen. Die Dokumente wurden leider durch das Unwetter völlig zerstört, aber einige alte Münzen konnten gerettet werden, die älteste von 1692.


Außenbau 

 

Diese schöne kleine, altertümlich wirkende Kirche ist ein mittelalterlicher Findlingsbau aus dem 16.Jahrhundert. Sie hat ein unregelmäßig gesetztes Feld- und Backsteinmauerwerk mit viereckigem Grundriss und halbrundem Ostchorschluss. An der Ostfassade befindet sich ein Segmentbogenfenster welches den Chor belichtet. Das mit Backsteinen eingefasste Südportal ist der Erbauungszeit zuordenbar. Ebenso die im Ostchor nördlich an der Ost- West- Achse von außen fensterartige kleine bauzeitliche Rundbogennische. Sie beherbergte vermutlich einst eine Heiligenfigur.

Die Nordwestecke besteht aus großformatigen Backsteinen, im Giebel sind geringfügig kleinere verbaut. Der Ortgang überragt die Dachneigung um ca. 30 cm. Der Westgiebel wurde im oberen Teil aus Backsteinen neu aufgemauert. Gut erkennbar sind die beschriebenen baulichen Veränderungen anhand der kleineren hierfür verwendeten Backsteinformate. Die Kirche hat einen massiven Westgiebel. Später wurde dort, um 1800 ein etwa 30 m hoher senkrecht verbretteter Turm mit quadratischem Grundriss angebaut. Ein achteckiger schlanker Turmhelm überdeckt nur wenig den quadratischen Schaft. Die Spitze krönt eine Wetterstange mit Knauf, Hahn und Stern aus Kupfer. Eine Bronzeglocke von 1620 verrichtet hier ihren Dienst. Der Turm hat schon lange einen leichten Überhang nach Westen. Seine Standfestigkeit ist aber nicht gefährdet, er ist in seiner Balkenkonstruktion stark verstrebt. Der horizontal angeordnete Putzfries verlief ursprünglich ohne Unterbrechung an Nord- Süd- und Ostseite. Die Vergrößerung der zwei mittelalterlichen Fensteröffnungen im späten 18.Jahrhundert lösten die kleineren Vorgängerfenster ab. Seitdem unterbrechen die mit Segmentbögen eingefassten Maueröffnungen das Putzband. Die Fenster und Portale sind architektonisch sehr einfach, aber die Verbindung von Spitzbogennische und Rundbogen an den beiden kleinen Portalen ist bemerkenswert. Zum Bestand des 18.Jahrhunderts gehören die Fenster, sie sind alle im verjüngten Mauerwerk und gleichgroß. Die vierflügeligen Holzfenster im hölzernen Flügelrahmen mit feststehendem Mittelpfosten und Querholz sind mit verglasten Bleisprossen versehen, die in den unteren Flügeln fehlten. 

Links neben der Fenstereinfassung befinden sich ältere Steine, ein Hinweis auf frühere Fenster. Das südöstliche Fenster zeigt schlichte Eckwinkelbänder, Vorreiber und Knäufe aus Schmiedeeisen, eine stilistische Zuordnung erfolgt um 1800. Ein rundbogig geschlossenes Portal mit einfacher abgetreppter Laibung wird von einem Spitzbogen überfangen. Die Einfassung der Türöffnung mit den großformartigen Backsteinen gehört zum bauzeitlichen Bestand. Ebenso das Feldsteinmauerwerk der Fassade mit dem umlaufenden Putzfries. Das Turm- sowie Kirchendach wurde in den vergangenen Jahren neu eingedeckt.

Eine bauzeitliche Türöffnung in der Südseite schließt rundbogig und wird von einem Spitzbogen überfangen. In ihr befindet sich eine einfache Brettertür mit außen aufgedoppeltem Rahmen und breitem Wasserschenkel. Durch einen Quersteg werden zwei gleichgroße Füllungen gebildet. Das Kastenschloss, Türschild und Bänder ebenfalls in der Zuordnung um 1800. Die Türinnenseite war zuerst grau, dann weiß und jetzt hellbraun gestrichen.


Innenausstattung
 

Diese Kirche hat eine einheitlich klassizistische Inneneinrichtung mit keinem einheitlichen Konzept. Das betrifft sowohl den für den kleinen Raum sehr groß wirkenden, schlichten Kanzelaltar (vermutlich um 1883), als auch Patronatsgestühl, Bänke und Empore. Vor der Sanierung 2008 war die Inneneinrichtung in unterschiedlichen Brauntönen gestaltet. 

Der östliche Chorraum auf halbrundem Grundriss wird von einem mächtigen Kanzelaltar beherrscht. Mit diesem verbunden stehen vor den halbrunden Wänden die Pastoren- und Patronatsbänke. Im Fenstersims des südöstlichen Fensters ragt ein großformatiger Feldstein aus der Wand, darunter befindet sich eine rundbogig abgeschlossene Sakramentsnische die in jüngerer Vergangenheit zugemauert wurde. Am Fenster im inneren sind zwei Anstriche nachweisbar, ein erster grauer Ölfarbenanstrich, mit dem auch die schmiedeeisernen Beschläge überfaßt wurden und es folgte ein weißer Anstrich. Im Laufe der Zeit ist dieser stark verschmutzt und wirkte heute grau.

Der Kanzelaltar ist eine individuelle und solide Tischlerarbeit, nur wenig vom Zeitgeschmack beeinflusst. Bemerkenswert sind die an der Altarrückwand verleimten Dielenbretter mit einer Breite von ca. 50 cm. Ebenso erwähnenswert sind die sauber gearbeiteten Profile an dem Kranzsims und der Altarbrüstung- und Schranke. Die ursprüngliche Farbfassung war mit der in grauen Farbtönen gehaltener Illusionsmalerei auf der Altarrückwand (Architekturmalerei mit Rundbogen und seitlichen Pilastern), und dem Unterteil der Kanzel (Kannelierung des Korbes und Mamorierung auf Seitenflächen) identisch.

Später erhielt der Altar einen bis heute sichtbaren hellbraunen Anstrich im Sinne einer holzimitierenden Bemalung. Die Zierelemente und Profile wurden bronziert, der Altarblock gemauert und verputzt. Die Altarschranke mit profilierter und achteckiger, abgetreppter Brüstung.

Bemerkenswert ist der auf Platte montierte schmiedeeiserne Fallriegel mit Rücksprungsicherung und passender Füllung. Zum Altaraufsatz sind Füllungen und Rahmen in aufeinander

abgestimmte Grautöne gestrichen. Die Türschlösser wurden

überstrichen.

Die Bänke nördlich und südlich des Mittelganges sind auf Podesten fest verankert und bestehen aus schmalem Sitzbrett, geschlossener, gerader Lehne und ausgesägten Wangen mit profilierter Abdeckung.

Im Inneren der Kirche fällt die Verjüngung der Außenwände im oberen Wandbereich auf. In einer Höhe von 1,50 m springt das Mauerwerk um 30 cm zurück. Außer im Südportal wurde eine Wandstärke von 90 cm Höhe bis oberhalb des Portals beibehalten. Der Türsturz ist im Inneren als schlichter Rundbogen ausgebildet.

Alle Wandflächen sind sparsam mit Kalkmörtel verputzt. Aus der Wandfläche herausragende Feldsteinköpfe tragen häufig keinen Putzüberzug, der untere Wandbereich ist von hellbrauner Färbung.

Der Mörtel im oberen verjüngten Wandbereich ist nahezu weiß, bis zum Ende des 18.Jahrhunderts wurde er mehrfach weißgekalkt. Durch die natürliche Färbung des Kalkes entstand eine warmtonige gelbrötliche Nuancierung.

Nach Osten hin ist das Deckentragwerk im Chor mit verstrebten Längs- und zusätzlichen Stichbalken versehen.

Während die gefasten Balken wohl aus der Erbauungszeit stammen, wurde die Schalung im 19.Jahrhundert erneuert.

Auf der Deckenschalung ist nur eine Sichtfassung nachweisbar, sie besteht aus deckendem hellbraunen Anstrich und braunen Lasurüberzug. Die Viertelstäbe an den Brettern sind zusätzlich rotbraun abgesetzt. Die Balken und Bretter wurden zuletzt mit einer zweischichtigen Lasurfassung versehen, vermutlich im 19.Jahrhundert mit dem Einbau der neuen Deckenbretter. Die Balken waren ursprünglich weiß gekalkt und wurden anschließend dunkelgrau gestrichen (17. und 18.Jahrhundert). Zeittypisch wäre eine mamorierende Gestaltung gewesen.

1953 erfolgte die vorletzte Ausmalung durch Malermeister Wilke aus Golchen. Er versah die Kirche mit einem gelblichen Leimanstrich, bräunlich abgesetzten Tür- und Fensternischen und dem schabloniertem Fries. 

Die Messingwandarme und der Kronleuchter sind in naturalistischen Formen (um 1900) gestaltet.


die neuen Sanierungsarbeiten

 

Eine restauratische Farbuntersuchung im Innenraum dieser Kirche im Juli 2007 erfolgte umfassend an Wänden, Decke und fester Ausstattung (Empore, Bänke, Kanzelaltar). Die Farbschichten wurden mechanisch sondiert und Einzelfälle mit dem Auflichtungsmikroskop ausgewertet. Untersuchungen im Sinne einer Bauforschung waren nicht Gegenstand der Arbeit. Es erfolgte das Entfernen und Entsorgen von marodem Altputz. Die aus der Wand ragenden Feldsteinköpfe blieben unverputzt. Der Neuputz im Bestand auf unebenen Grund, ansatzlose  Putzergänzungen fügte man in das Umfeld ein. Die Risse wurden geöffnet und gereinigt und anschließend verfüllt und die Oberflächen geschlossen.

 Lose Altaranstriche wurden abgebürstet und abgespachtelt und anschließend  entfernt und entsorgt. Die sichtbare hellgelbe Leimschicht wurde mit klarem Wasser abgewaschen und Unebenheiten behoben.

 Die fehlenden Bleisprossen in den unteren Fensterflügeln wurden ersetzt, ebenso das Ersetzen bzw. Reparieren der schadhaften Hölzer und Holzverbindungen.

Von Juli bis September 2008 trafen sich fast jedes Wochenende über zehn Gemeindemitglieder zum Arbeitseinsatz.

Unter anderem wurde die alte Farbe von Wänden gewaschen, hölzernes Inventar mit der Hand abgeschliffen, der Fußboden gesäubert und geschrubbt, die Bänke wurden grundiert und gestrichen. Einzig der Altar wurde ausgespart, damit befasste sich 2009 ein Fachmann. Ganz Letzin wurde nach der Gestaltung des Kircheninneren befragt. Ohne die Mithilfe der Gemeindemitglieder wäre diese Art und der Umfang der Sanierung nicht möglich gewesen.                                             Nach 2 Jahren ruhenden Göckengeläuts erklingt seit Ostern 2010 die alte Bronzeglocke wieder. Es fand eine Sanierung, Drainageverlegung des Kirchturmes im unteren Bereich statt. Finanziert wurde diese durch Fördermittel und einen gesicherten Eigenanteil (private Spenden, Gemeindekirchengeld und Benefizkonzerte), ohne den es die Fördermittel nicht gegeben hätte. Auch viele Letziner Bürger halfen wieder mit, u.a. um das Erdreich für die Drainageverlegung abzutragen. Vorerst konnte der schiefe Turm als Wahrzeichen von Letzin bewahrt werden. Der komplette Sanierungsbedarf ist aber weitaus höher. 


Glocke, Orgel, Winterkirche und Friedhof

 

Auf der Westempore steht die 1886 von Orgelbaumeister Barnim Grüneberg in Stettin erbaute Orgel.

1997 wurde sie dank vieler Spenden aus nah und fern restauriert.

1976 wurde unter Orgelempore ein kleiner beheizbarer Gemeinderaum eingerichtet. Er dient für den Unterricht und Gemeindeversammlungen. In der kalten Jahreszeit befindet sich hier die Winterkirche. Die Wandflächen oberhalb der Empore wurden vor einigen Jahren instand gesetzt. Der alte Friedhof befindet sich auf dem von einer Feldsteinmauer umgebenen Kirchhof. 1959 wurde eine neue Friedhofskapelle auf dem neuen Friedhof erbaut. Diese wurde 2011 allein durch den Einsatz vieler Letziner Bürger saniert, u.a. wurde das Dach neu eingedeckt.  Am 03.06.2005 fand die feierliche Glockeneinholung der Letziner Bronzeglocke statt. Sie wurde im einzigen Glockenschweißwerk Deutschlands, in Nördlingen restauriert.                                                                               


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